In Schweden gibt es viiiiele Kaffee-Pausen (mehr dazu im nächsten Blog-Post), zu denen man eine Kleinigkeit isst. Das sind oft Zimtschnecken, doch zu Beginn des Jahres tauschen viele diese gegen eine Semla (im Plural Semlor) ein.
Bevor wir unser Lieblings-Rezept für diese Köstlichkeit verraten, erst mal ein bisschen Futter fürs Gehirn:
Eine Semla: Was und woher
Semlor, das sind fluffige, kleine Hefe-Gebäcke mit Marzipan-Füllung und geschlagener Sahne. Oben auf liegt der Teig-Deckel der Semla. Das ganze wird mit Puderzucker bestäubt. Der Kniff: Der Kardamom im Teig - zum Reinknien.
Ähnliche Gebäcke gibt es im ganzen Norden, wobei die finnische Version auch Marmelade enthalten kann und die dänische ohne Glasur auskommt.
Der Weg zur Semla, wie sie heute gegessen wird, war lang:
Die Tradition von gehaltvoll gefüllten Brötchen stammt bereits aus dem Mittelalter, (ungeschlagene) Sahne kam wohl im 16. Jahrhundert dazu. Mandeln fanden dank des Imports im 17. Jahrhundert in Form von Marzipan den Weg in die Semla und Kardamom nach der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Dass die Sahne geschlagen noch leckerer schmeckt, merkte man dann im 20. Jahrhundert.
Eine Semla: How to
Wie isst man nun standesgemäß diese Köstlichkeit?
Zunächst nimmt man also den kleinen Teig-Deckel ab, um damit etwas von der Sahne aus dem Gebäck zu löffeln. Einen Schluck Kaffee zwischendurch, dann geht es ans Eingemachte. Das Brötchen wird entweder aus der Hand gegessen (na na, wer ist denn hier so maßlos) oder mit Besteck (aber wer hat denn schon dafür die Ruhe?).
Traditionalisten bestellen sich eine Schüssel warme Milch und weichen ihre Semla darin ein, wodurch sie eher zu einer Art Dessert wird. So serviert, heißt die Semla dann hetvägg, zu deutsch heiße Wand.
Bevor die Sahne in den Semlor geschlagen war, weichte man die Brötchen in flüssiger Sahne ein oder kochte sie, da die Hefegebäcke nach wenigen Tagen hart werden. Hetvägg schließen an diese Tradition an.
Schweden und seine Semlor
Die Schwedinnen und Schweden sind verrückt nach ihren Semlor, pro Saison essen sie gut und gerne 50 Millionen Semlor. Schweden hat starke 10 Millionen Einwohner, das macht also um die 5 Semlor pro Einwohner. Enorm, oder?
Und König Adolf Fredrik starb 1771 angeblich, nachdem er ganze 14 Semlor als hetvägg verspeiste. Okay, die waren die Nachspeise nach einem wirklich opulenten Mahl und er hatte scheinbar daraus resultierend einen Schlaganfall, aber die schwedische Kinder kennen ihn als den König, der sich zu Tode aß.
Semlor: Tradition vor der Fastenzeit
Semlor erfüllen die selbe Funktion wie Pfannkuchen oder Berliner hier.
Sie haben es bestimmt schon im Kalender der schwedischen Feiertage gelesen, dass der Faschingsdienstag auf schwedisch Fettisdagen (Fetter Dienstag) heißt? Semlor werden vor allem vom Jahresanfang bis zum Fettisdagen gegessen. Danach traditionell eher nicht mehr. Wobei das heutzutage auch weniger streng gesehen wird. Abtrünnige verspeisen die erste Semla angeblich zum Jahreswechsel und die letzte kurz vor Ostern.
Der Brauch kommt aus der Zeit, in der im streng protestantischen Schweden die Fastenzeit noch begangen und während der Süßes und Fettiges nicht verspeist wurde. Also verzehrte man alle tierischen Produkte und alles Süße davor. Außerdem gab es die Energie, die dann beim Fasten eingespart wurde. Heute ist man viel weniger religiös, kaum jemand begeht die Fastenzeit, aber die Tradition der Semlor hält sich.
Unser Rezept: Semlor
Und hier unser Lieblings-Rezept: Semlor. Natürlich auch als PDF.
Quellen:
Nilsson, Magnus: The Nordic Baking Book, London und New York 2018, S. 280-283.
Schildt Landgren, Margareta: Lagom Svenskt. Säsongernas bästa smaker, Malmö 2014, S. 121.
https://www.ica.se/artikel/fakta-om-fettisdagen/
https://web.archive.org/web/20160908232728/http://www.visitsweden.com/schweden/erleben/Schwedischer-Lebensstil/Schwedische-Traditionen/Semla-Saison/