Fika - die Kunst des Kaffeetrinkens

In Schweden ist Kaffetrinken eine Institution. Doch was hat es mit dem berühmten Fika, der schwedischen Kaffeepause, auf sich? Es ist weit mehr als eine Essens-Pause: 

Eine finnische Kaffee-Tafel mit Kastehelmi von iittala.

Was ist Fika? 

Bestimmt kennen Sie Fika von Besuchen in Schweden: Die (Essens)Pausen zwischen den Mahlzeiten immer mit Kaffee und oft mit Gebäck. Gerne einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag. 

Es gibt dann jene besagte Tasse Kaffee mit einem süßen Teilchen (Fikabröd), aber auch herzhaft mit einem belegten Brot.
Traditionell wurden zum Fika 7 (!) verschiedene Sorten Kekse gereicht. Weniger zu servieren, wäre Faulheit oder mangelnde Großzügigkeit, mehr wäre Prahlerei gewesen. Und die galt im protestantischen Schweden lange als Todsünde. Ein Rezeptbuch-Klassiker aus den 1940ern heißt sogar Sju sorters kakor, zu deutsch 7 Sorten Kekse, so tief war das in der Gesellschaft verankert.

Mit wem macht man Fika? 

Fika machen wirklich alle. Man trifft sich mit Freunden im Café zum Fika oder macht es zu Hause mit der Familie. 
Und, nicht aus dem schwedischen Arbeitsalltag wegzudenken, ist das Fika mit den Kollegen und Kolleginnen. Dabei hat Fika vor allem eine soziale Funktion, denn dabei kommen sich Vorgesetzte und Angestellte näher, man vernetzt sich untereinander und lernt sich besser kennen. Und wer sich gut kennt, arbeitet bekanntlich effektiver miteinander und hat mehr Freude an der Arbeit. Teams werden tatsächlich messbar erfolgreicher. Und daher ist bei vielen Unternehmen bereits im Arbeitsvertrag das Recht auf Fika verankert. 

Die perfekte Fika-Tafel mit Geschirr aus der Taika-Serie von iittala.

Wann und wie oft gibt es das Päuschen? 

Heute macht man etwa zwei Mal am Tag Fika. Das ist viel weniger, als früher - der Koch Magnus Nilsson gibt in seinem Buch über die Nordische Küche ein Beispiel für einen typischen Mahlzeiten-Plan seines Vaters aus Nord-Schweden bis in die 1980er Jahre (mit 4 Fika neben den eigentlichen Mahlzeiten):

06:00 - 06:15 Uhr Vor-Frühstück Fika alleine
                              süßes Teilchen und Kaffee

07:00 - 07:30 Uhr Frühstück mit den Kindern
                             Porridge oder Schwedenmilch mit Müsli und Kaffee

10:00 - 10:15 Uhr Fika mit den Kollegen
                             süßes Teilchen, Kuchen oder Kekse und Kaffee

12:00 - 13:00 Uhr Mittagessen
                             warme Mahlzeit, danach ein Kaffee und manchmal Kuchen

14:15 - 14:30 Uhr Fika mit den Kollegen
                             süßes Teilchen, Kuchen oder Kekse und Kaffee

17:30 - 18:30 Uhr Abendessen mit der Familie
                             warme Mahlzeit, danach Kaffee

21:00 - 21:30 Uhr Kvällsfika (Abend-Fika) mit der Familie
                             belegte Brote und Tee, manchmal Kuchen oder ein süßes Teilchen

Sicher lässt sich über die Repräsentativität dieses Plans für ganz Schweden zu der Zeit streiten, doch gibt er einen authentischen Eindruck, was gängig war.

Woher kommt Fika und wie ist es heute?  

Doch warum so viele Unterbrechungen des Tages für Essen? Sind die Schwedinnen und Schweden etwa essgierig?
Weit gefehlt, ein Blick in die Vergangenheit zeigt: 
In Schweden war die Landwirtschaft länger als in anderen Ländern die Haupteinnahmequelle für weite Teile der Bevölkerung.
Und die Arbeitstage auf dem Feld waren im Sommer so lange, wie eben die Sonne schien - 16 Stunden waren da keine Seltenheit. So viel körperliche Arbeit wurde durch die Pausen und Mahlzeiten überhaupt erst möglich.
Im Winter hingegen benötigte man bei der Kälte mehr Energie, um den Körper warm zu halten, was mehrere Mahlzeiten begünstigte.

Mit elektrischem Licht und verarbeiteten Lebensmitteln reduzierte sich später die Anzahl der Fika im Alltag. Außerdem veränderten sich natürlich Arbeit und Lebensumstände, sodass heute niemand mehr auf die vielen Mahlzeiten angewiesen ist.
Doch in Schweden hat man sich diese schöne Tradition bewahrt. Je nach Jahreszeit gibt es zum Kaffee die Klassiker Zimtschnecken, Kladdkaka, 
Prinsesstårta und Karotten-Kuchen, oder saisonal Lussekatter, Semlor, Gustav Adolf Bakelse oder Obst-Törtchen. Wen wundert es da noch, dass Schweden im Jahr 2019 Platz 4 auf der Liste des weltweiten Kaffee-Konsums belegt hat?  

gehören zum Fika dazu: Kanelbullar

Wie mache ich das perfekte Fika zu Hause? 

Natürlich finden Sie bei uns alles, was Sie für ein perfektes Fika brauchen: 

Und noch ein kleiner Tipp: Streuen Sie über ihren fertigen Kaffee etwas Kardamom oder Zimt. Das ist im Norden verbreitet, haucht eine Prise Nordic Lifestyle auf den Kaffee und schmeckt wirklich wunderbar!

Rezepte für Lussekatter und Semlor haben wir auch schon auf dem Blog. Der absolute Klassiker sind aber Schnecken. Ob mit Zimt (Kanelbullar) oder Kardamom (Kardemummabullar), die Schnecken gehören einfach dazu. 
Also ran an den Ofen, eine liebe Freundin oder einen guten Freund einladen und zusammen setzen und Kaffee trinken!   

Und hier unser Rezept für Kanelbullar, natürlich auch wieder als PDF zum Ausdrucken. 

Rezept für Kanelbullar für das perfekte Fika

Quellen:

Nilsson, Magnus: The Nordic Baking Book, London und New Yor 2018, S. 47-49 und S. 317.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/199898/umfrage/konsum-von-kaffee-in-europa/

https://visitsweden.de/aktivitaten/kultur-geschichte-und-kunst/kultur/lebensstil/fika-mach-es-wie-die-schweden/

Rezept meiner Freundin Anna Ekelund aus Schweden