Das Moomin Jahresmotto 2025:
The door is always open

Das Jubiläums-Jahr der Moomins hat ein Motto: The door is always open.
Dazu gibt es sogar einen kurzen Film, den der offizielle Moomin-Kanal erstellt hat. 
Dieses Motto hängt eng mit der ersten Geschichte zusammen, die Tove Jansson über die Moomins vor 80 Jahren veröffentlichte. 

Wie kam sie auf diese Geschichte? 
Moomin war aus der Figur Snork entstanden, die Tove wiederum in den 1930ern erfunden hatte. Aber dazu im nächsten Post mehr, hier soll es schließlich um das Jahresmotto gehen. 
Dazu muss man den Hintergrund der ersten Moomin-Geschichte verstehen: 

Der Weg zum 1. Moomin-Buch

Es war im Winter 1939, Tove Jansson 25 Jahre alt, der ältere ihrer Brüder (Per Olov) in der Armee und der Zweite Weltkrieg traf auch das zu dem Zeitpunkt pro Deutschland eingestellte Finnland deutlich. Tove Jansson war Malerin, doch angesichts der Weltlage erschien ihr das Malen völlig sinnlos. Um dieses Blockade zu lösen, schrieb sie ein Märchen. Sie schrieb es von Hand, das Märchen handelte von der Figur ihres Snorks - aber fertig wurde die Geschichte nicht. Und so wartete das Manuskript in der Schublade bis zum Frühjahr 1944, als Per Olov auf Urlaub war und sie motiviert das Märchen zu Ende schrieb. Ein Freund ermunterte Tove Jansson, die Geschichte als Kinderbuch zu veröffentlichen, woraufhin sie über 45 Illustrationen zu dem Text gestaltete. 

Das Buch erschien Ende 1945 unter dem Titel Småtrollen och den stora översvämningen (Die kleinen Trolle und die große Flut) und war das erste Buch, das Tove Jansson komplett selbst geschrieben und illustriert hatte und unter ihrem richtigen Namen veröffentlichte. Es ist also die Geburts-Stunde der Moomins. 

Das erste Buch ist wie eine Vorgeschichte und Einleitung in das Moomin-Universum zu lesen. Zwar erscheinen die 4 relevanten Charaktere Moomin, Moomin Mama, Moomin Papa und das kleine Tier, das ab der folgenden Geschichte den Namen Sniff / Schnüferl trägt. Aber alle weiteren Hauptcharaktere erscheinen später. 
Die Geschichte spielt hauptsächlich auf der Reise und noch nicht im Moomintal, das die Familie erst am Ende des Buches erreicht. Und die Moomins verändern auch noch ihr Aussehen - ihre Schnauzen werden runder und ihre Schwänze kürzer, ihre Münder weniger sichtbar und die Figuren an sich freundlicher. Die Stimmung im gesamten Buch ist düsterer und hellt sich erst gegen Ende der Geschichte auf. 
Tove Jansson wollte nach der Erstauflage dieses Buch - anders, als die anderen Bände der Geschichte - nicht neu aufgelegt wissen. Es wurde erst in den 1990er Jahren ins Deutsche übersetzt. 

Dennoch ist es der Ursprung: Die Moomins und ihr Universum erscheinen zum ersten Mal. Das Moominhaus, das Moomintal, die Tatsache, dass sie Trolle und winzig klein sind, dass sie im Einklang mit der Natur leben und gleichzeitig auch gelegentlich von ihr übermannt werden. Dass sie weiß und rund sind, in der Gemeinschaft leben und gutmütig sind. 

Das Original Cover aus: Paul Gravett: Tove Jansson. S. 39  Original und heutiges Cover im Vergleich. Heutiges, deutlich bläulicheres Cover der deutschen Variante des 1. Mumin Buches

    Die Geschichte: Mumins lange Reise

    Moomin und Moomin Mama sind auf dem Weg durch den Urwald auf der Suche nach einem sonnigen, warmen Ort, an dem sie ihr Haus bauen können, um dort zu überwintern. Außerdem suchen sie Moomin Papa, der auf einer Abenteuer-Reise mit den Hatifnatten verschollen ist. 
    Auf ihrer Reise schließt sich ihnen das kleine Tier an (Sniff / Schnüferl), sie entkommen einigen Gefahren, treffen auf das Tulpenmädchen Tulippa, widerstehen der Versuchung, im Schlaraffenland zu bleiben, fahren eine wilde Rutsch-Partie, treffen die Hatifnatten, überstehen eine wilde Segelfahrt im Sturm, wandern weit, werden von Regengüssen überrascht, finden Moomin Papa mit Hilfe eines Marabus auf einem Baum und kommen letztlich gemeinsam im Moomintal an. Dort finden das Haus, das Moomin Papa gebaut hatte und das von der Flut weggeschwemmt wurde. Ab jetzt werden sie dort leben. 

    In der recht kurzen Novelle (im Original 48 Seiten) verarbeitete Tove Jansson die Trennung von geliebten Menschen, die etwa 300.000 Finninen und Finnen im Krieg erleben mussten, weil sie zu Flüchtlingen geworden waren. Denn weite Teile Finnlands fielen an die Sowjetunion.
    Und sie führte die zentralen Figuren ein, in vielen finden sich Charakter-Züge von Familien-Mitgliedern, Freundinnen oder Geliebten. Mehr dazu in der Charakter-Übersicht zu den Bewohnern des Moomintals. 

    Motto: The door is always open

    Die Moomins suchen in der ersten Geschichte ein Zuhause. Und sind der Meinung, dass alle Wesen, die Zuflucht und einen sicheren Ort suchen, diesen in ihrem Haus finden sollen. Wer auch immer, wann auch immer anklopft - die Türe der Moomins steht immer offen. Ob die Besuchenden für immer bleiben, wie Sniff oder Klein My oder nur für eine Weile wie der Bisam oder viele kleine Kreaturen im Winter. Gastfreundschaft ist den Moomins besonders wichtig. 
    Ob sie zuhause sind oder nicht, bei Tag und bei Nacht, die Türe steht offen. Schon beim Bau des Hauses hat Moomin Papa auf dem Dachboden ein Gästezimmer eingerichtet, ohne zu wissen, dass Moomin und Moomin Mama das kleine Tier mitbringen würden. 

    Wie das Cover des Buches, das Tove Jansson in auffälligem Grün und Rosa hielt, sind viele der Jubiläums-Produkte von diesen Farben inspiriert. Das aktuelle Cover hält sich mehr an Türkis, doch im Original war es ein deutliches Grün. Tove Jansson nutzt die Farb-Symbolik und zeigt damit, dass die Geschichte einen Anfang bildet, dass Harmonie und Natur, Toleranz und Empathie, Sicherheit und Wachstum und das Gefühl, dazu zu gehören die Basis der Geschichten bilden. Und für diese Werte stehen die Moomins, steht ihr Haus, steht das Jahresmotto. The Door is always open. 

     

     

    Quellen: 

    Gravett, Paul: Tove Jansson. Bibliothek der Illustratoren. Zürich 2022. 

    Jansson, Tove: Die Mumins. Mumins lange Reise. Würzburg 2024. 

    https://www.youtube.com/watch?v=lXhymlmnhXY